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projizierte-Orte-Blog

Wissenschaftsblog

Im Wintersemester 2012 unterrichtet Barbara Piatti an der Universität Basel ein Seminar zum Thema “projizierte Orte”. In diesem Rahmen entsteht gerade ein Wissenschaftsblog, an dem Studierende und Doktorierende der Literaturwissenschaften mitarbeiten:

www.projizierteorte.wordpress.com

Eine ausführliche Beschreibung zum Seminar finden Sie hier:

Sehnsuchtsorte, Erinnerungsräume – Annäherungen an ein literaturgeographisches Konzept

Nach einer kurzen Einführung in den Bereich der Literaturgeographie und in literaturwissenschaftlich fruchtbare Raumtheorien wird die Kategorie der "projizierten Orte" besonders eingehend beleuchtet. Diese werden, so unsere Definition, von den handelnden Figuren nicht "betreten", vielmehr werden sie im Modus von Erinnerungen, Sehnsüchten, Tag- und Nachtträumen in die effektiven Handlungsräume eingeblendet.

In Flauberts Madame Bovary (1856) träumt die Titelheldin in der normannischen Provinz von Paris. Ebenso sehnen sich Tschechows Drei Schwestern (1901), mehr oder minder gefangen in einer langweiligen Garnisonsstadt, nach dem pulsierenden Moskau. Auch Max Frischs Montauk (1975) ist ein gutes Beispiel: Während die elegische Haupthandlung in New York und auf Long Island angesiedelt ist, besteht das Erzählte über weite Strecken aus Rückblenden, Erinnerungsfragmenten des Ich-Erzählers, durch die Schweizer Regionen wie das Tessin und Zürich gewissermassen in die Haupthandlung "hereingeholt" werden.
An ausgewählten Textbeispielen soll untersucht werden, wie die projizierten Räumen eingeführt und geschildert werden (literarische Technik), welche Funktionen sie im Erzählgefüge erfüllen (inhaltliche Analyse) und mit welchen psychologischen Begriffen, die Figurenpsyche betreffend, die Modi ihres Erscheinens beschrieben werden können (Träume, Alpträume, Sehnsüchte, Erinnerungsfetzen, Phantasien, Halluzinationen etc.).

Abschliessend wird die Frage diskutiert, ob die erstaunliche Vielfalt der "projizierten Orte" sich sinnvoll in eine Typologie überführen lässt. Auch wird in einer Sitzung untersucht, ob es Parallelen zwischen literarischer und filmischer Technik hinsichtlich der Produktion projizierten Räume gibt.

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